Eine finanzielle Frage: Praktikum und Nebenjob gleichzeitig - funktioniert das?
Von Vanessa Abdulai
Die eigenen Finanzen im Überblick zu behalten kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Doch wenn man einmal genau weiß, wie viel man benötigt und wie die regulären Ausgaben aussehen, ist schon viel gewonnen. Die Zeit des Pflichtpraktikums ist eine Ausnahmesituation, was dieses Thema angeht und in vielen Fällen besonders für Student*innen, die während des Studiums arbeiten, eine finanzielle Herausforderung. Personen, die nicht arbeiten müssen, sollten sich meiner Meinung nach voll und ganz auf das Praktikum konzentrieren. Es ist eine Vollzeitstelle, die einem in den meisten Fällen einiges abverlangt und dazu noch eine Chance, mehr zu lernen sowie Kontakte zu knüpfen. Wenn einem die Praktikumsstelle gefallen hat und der Arbeitgeber zufrieden mit der Leistung war, stehen die Chancen gut, nach dem Praktikum dort einen Nebenjob zu erhalten. Dieser ist deutlich studiennäher als typische Nebenjobs und kann in der Zukunft sehr hilfreich sein. Dessen sollte man sich bewusst sein und entsprechende Prioritäten setzen.
Im Optimalfall sollte man sich schon vor der Praktikumssuche die eigene finanzielle Lage vergegenwärtigen und, falls notwendig, gezielt nach bezahlten Stellen suchen. Wichtig: Bei Personen, die BAföG und zugleich eine Praktikumsvergütung erhalten, wird Geld vom BAföG-Betrag abgezogen.
Kommt man in eine Situation, bei der die Einrichtung nicht zahlt oder man auch mit der Praktikumsvergütung nicht genug Geld zur Verfügung hat, sollte man die Praktikumsstelle vor Beginn darüber informieren und fragen, ob es möglich ist, nebenbei noch einem weiteren Job nachzugehen. Die Einrichtungen können sehr verständnisvoll sein, was dies betrifft, jedoch sollte man mit den zuständigen Personen sprechen und ein klares Feedback einfordern. Stößt man auf Zuspruch, sollte man darauf achten, die Arbeitszeiten sowie den Arbeitsweg realistisch im Voraus zu planen. Das Arbeitspensum des Praktikums lässt sich erst nach Beginn richtig einschätzen, es ist allerdings keinesfalls zu unterschätzen. Bei falscher Energieeinteilung ist man weder hilfreich bei seinem Nebenjob noch am Praktikumsplatz.
Ich selbst habe trotz unbezahlter Stelle nur selten gearbeitet, und das immer gezielt außerhalb der Praktikumszeiten und nur, sofern es mein Arbeitspensum zugelassen hat. Mit einem festen Nebenjob wäre ich persönlich überfordert gewesen, gerade zu der Zeit, in der ich nebenbei noch meinen Praktikumsbericht geschrieben habe. Für einen Ausgleich ist mir auch die Freizeit am Wochenende sehr wichtig, daher kam auch dieser freie Zeitraum für mich als Arbeitszeit nicht in Frage.
Für Student*innen, die neben dem Praktikum eine weitere Beschäftigung ausüben müssen oder wollen, klingt der Begriff Home-Office sehr ansprechend. So spart man sich für eine Tätigkeit den Arbeitsweg und ist deutlich flexibler. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ein Praktikum im Home-Office keineswegs dieselben Einblicke ermöglicht wie ein Praktikum vor Ort. Man lernt nicht alle Kolleg*innen kennen, spricht meist nur mit den eigenen Ansprechpartner*innen; und die Arbeitsroutine muss man sich selbst erarbeiten. Natürlich ist es aufgrund von Coronamaßnahmen in meinem Fall vollkommen verständlich gewesen, jedoch sollte man meiner Meinung nach, wenn man die Möglichkeit hat, vor Ort arbeiten. Einem Nebenjob im Home-Office nachzugehen, stelle ich mir dagegen vorteilhaft vor. Hier sind die Aspekte, die während eines Praktikums sehr wichtig sind, nämlich meistens von geringerer Bedeutung. Im Fokus steht hier vorrangig der finanzielle Aspekt.
Mit etwas Planungsgeschick und Glück lässt sich die richtige Praktikumsstelle, sowie, falls benötigt, der richtige Nebenjob finden. Es sind sechs wichtige Monate, in denen man sich genauer festlegen kann, was die berufliche Orientierung nach dem Praktikum betrifft. Diese sollte man so gut wie möglich nutzen und den Rest, wenn möglich, an die gewünschte Praktikumsstelle anpassen.