Geschichten aus Bibliotheks- und Informationsmanagement

Informationsinsel 2

Von Davy Jones

BUMM! Mein schönes Schiff ist gegen die Informationsinsel gekracht. Menno… Was soll ich denn auf so einer Insel? Ich hoffe, ich finde was zu essen. Mal schauen! Essen, Essen, Essen, wo bist du…? Wuisch… der Wind weht, und weit und breit nichts zu beißen. Es stimmt also wohl… hier werde ich nur Nahrung für mein Hirn finden. Ich hoffe, ich sitze hier nicht ewig fest.

TICK TOCK… die Zeit fliegt. Es wird dunkel, und ich kann mir nicht vorstellen, dass jetzt Hilfe kommt. Eigentlich müsste ich mit meiner Energie haushalten, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als mich in die Tiefen der Insel zu stürzen. Da vorne sehe ich Licht.

DON DON! Ich bin wie in einer anderen Welt. Welch interessante Wesen und was für eine prächtige Stadt! Da kommt jemand auf mich zu. „Willkommen auf Sciendomus, Hauptstadt der Information! Ich bin Ibiohkar, Hüterin des Portals! Wie kann ich dir helfen?“, fragt ein eulenähnliches Wesen mit Flügeln, dessen Rücken wie ein aufgeschlagenes Buch aussieht. „Äh, ja, schöne Stadt, wirklich, aber eigentlich will ich nur nach Hause. Kannst du mir sagen, wie ich hier wegkomme?“, erwidere ich. „Klar! Das Gewitter hat allerdings unsere Kommunikationsfähigkeiten lahmgelegt, und aktive Radare gibt es nur im Regierungsquartier. Da kommst du nicht einfach so rein. Willst du in unserem Kartendistrikt mal nachschauen, ob wir was finden?“, fragt Ibiohkar. „Schon gut“, entgegne ich, „ich werde wohl wirklich eine Weile warten müssen. Habt ihr hier wenigstens irgendwas zu essen? Ich sterbe vor Hunger.“ Mein Magen gurgelt zustimmend. „Natürlich! Es gibt eine Menge Restaurants, vermeide bloß die im Fake-News Distrikt“, warnt sie, aber bevor ich das Ende des Satzes höre, sitze ich schon in einem Restaurant aus reinem Gold. Als ich in meinen Buchstabensalat hineinbeiße, fliegt Ibihokar durch die Tür. Da ist es aber schon zu spät. Igitt! Mir wird schwindelig. „Nur weil es von außen schön aussieht, heißt das nicht, dass da etwas Gutes drin ist! Recherchiere deine Nahrungsquellen immer möglichst gründlich!“, höre ich sie noch sagen, ehe ich ohnmächtig werde.

BIP BIP BIP. Ich bin an einen Kreislaufmonitor angeschlossen. Auf dem rechten Flügel des Arztes lese ich „Herr Datenbank“. „Sie haben Glück gehabt“, meint er. „Wir konnten Ihren Körper gerade noch mit wissenschaftlich belegten Informationen versorgen, aber wenn Ibiohkar nicht gewesen wäre, wären Sie verloren.“ „Danke, Ibiohkar… wieviel kostet die Behandlung?“, frage ich. „Ist alles Open Access, mach dir keine Sorgen. Und nenn mich Ibio!“, sagt sie mit einem Lächeln. „Kann ich jetzt dann gehen?“, frage ich. „Körperlich geht es Ihnen gut“, sagt der Arzt, „aber ich würde noch bleiben. Draußen tobt gerade die Informationsflut“, höre ich ihn noch sagen, als mich die Strömung schon durch das Portal hinausschleudert.