Geschichten aus Bibliotheks- und Informationsmanagement

Informationseinrichtungen und was ein BIMie dort zu suchen hat

Von Anna Rudaev

Im Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement werden Expert*innen qualifiziert, die Informationssysteme und -architekturen für die Informationsversorgung von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gestalten und Teilhabe, Partizipation und Inklusion nach der Maxime des Lebenslangen Lernens fördern, steht auf der Website des Departments Information bei der Vorstellung unseres Studiengangs [1].

Hast du gewusst, dass es mittlerweile die – zugegeben nicht geschützte – Berufsbezeichnung des Information Broker gibt?  

Gab und gibt es bis dato die klassischen Berufe Bibliothekar*in, Dokumentar*in und Archivar*in, so werden von mittelständischen Unternehmen inzwischen auch die Dienste von Information Brokern in Anspruch genommen, hauptsächlich, um sich in der verfügbaren Informationsflut orientieren zu können. Sie übernehmen nicht nur das Information Retrieval im Internet, sondern filtern und strukturieren die Ergebnisse methodisch. Das Information Retrieval (auf Deutsch Informationsrückgewinnung) ist ein Verfahren der Informationswissenschaften zur gezielten Suchmaschinen- oder Datenbankrecherche und verfolgt klar definierte Methodiken. Da wir heutzutage ein exponentiell wachsendes Angebot an Wissen im Internet haben, können sich bei Laien Schwierigkeiten ergeben, wenn die Suche zu vage ist und der Umgang mit Datenbanken nicht beherrscht wird. Die Angebote eines Information Brokers gehen oft einher mit unterschiedlichen anderen Unternehmensdienstleistungen wie Beratungen und Schulungen. So wie das Berufsbild Coach erfordert das des Information Brokers keine spezielle Qualifikation in Form eines Diploms, sondern es sind vor allem die individuellen, einschlägigen Kenntnisse entscheidend. Es eignet sich dementsprechend gut für diejenigen, die sich den Karriereweg in einer Festanstellung nicht unbedingt vorstellen können und eher der Typ Freelancer sind.  

Sollte sich der eine oder die andere Kommiliton*in also dazu entscheiden, sich in der freien Wirtschaft selbständig zu machen, so ebnet unser Studium den Weg für das Berufsbild des Information Brokers. 

Ich hatte bereits zwei Semester das Fach Bibliotheks- und Informationswissenschaft hinter mir und sah meine persönlichen beruflichen Perspektiven nach wie vor in einer wissenschaftlichen Bibliothek – wo ich das neugierige Völkchen der Wissenschaftler*innen auf unterschiedliche Art und Weise unterstützen könnte, in einer öffentlichen Bibliothek – wo ich im städtischen oder Gemeindeleben mitmischen und die Bibliothek zu einem Lern-, Spaß- und Freizeitort mitgestalten könnte, oder in einer Informationseinrichtung. Dort konnte ich mir aber nur grob den Aufgabenbereich eines BIM-Absolventen vorstellen. Nämlich die Forschenden vielleicht durch Forschungsdatenmanagement oder Open-Access-Beratungen zu unterstützen. 

Wir alle kennen diese Situation auf Partys, in Bars oder bei ersten Dates. 

„Und du studierst? Was denn so?“ „Ja, Bibliotheks- und Informationsmanagement.“ „Ach, krass. Das gibt’s? Das habe ich ja noch nie gehört. Wow, was es heutzutage nicht alles gibt, wa? Und was genau machst du da? Was lernt ihr da?“ „Alles Mögliche“, sage ich dann immer halb genervt. „Von IT bis Informationsmanagement, Controlling und auch Personalführung. Wir haben viel Wissensstrukturierung zugespitzt auf bibliothekarische Systematiken, können aber auch vertiefen in Forschungsunterstützung und lernen dann viel übers Publizieren und das deutsche Wissenschaftssystem.  Wer Lust hat, kann aber auch in die Bibliothekspädagogik gehen, es ist wirklich alles dabei.“ Wenn ich mein Gegenüber mag und weiß, er oder sie versteht Sarkasmus, füge ich oft lachend hinzu: „Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes, aber wer in diesem Studium noch lost ist, dem ist nicht mehr zu helfen. Es ist für jeden was dabei, außer natürlich, man interessiert sich so gar nicht für Informationen.“ 

Im dritten Semester habe ich in einer sogenannten Informationseinrichtung mein Praktikum absolviert. Ich habe in einem außeruniversitären Forschungsinstitut zwar viele typische Praktikantentätigkeiten erledigt, aber habe oft in einen Nebensatz gehört. „Ja, so relevant ist es für dich wohl nicht.“  

Dabei fand ich schon, dass es sehr relevant war. Hier ein Beispiel: 

Ich war bei der Erstellung der Soll-Ist-Berichte behilflich und habe den Output unserer Forschenden anhand verschiedener Kriterien in Kenngrößen für den Schlussbericht aufbereitet. Die Grundsätze dieser Arbeit, die in dem Haus die Referentin für wissenschaftliches Controlling übernimmt, habe ich im nächsten Fach-Semester an der HAW Hamburg im Modul Informationscontrolling gelernt.  

Ein weiteres Beispiel:  

Ich war eng in die Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit eingebunden, so auch beim Auftakt des Website-Relaunches. Wir werden in diesem Studium sicher keine Spezialist*innen für IT, dennoch haben meine Kenntnisse aus IT 1 und 2 sowie Datenbanken 1 und 2 viel zu den Meetings intern und denen mit den Agenturen beigetragen [2].

Schau dich gerne in den diversen Projekten und Berichten um, die weitere BIMies in Informationseinrichtungen gemacht haben und lass dich inspirieren. Unsere Zukunft sieht als Berufsfeld eben nicht nur Bibliotheken oder Archive vor.  

Die Zukunft steht uns offen. Selbst wenn wir Entrepreneure werden wollen. Nur Mut!  Es lohnt sich, Wege zu ergründen, die auf den ersten Blick nicht zu passen scheinen.  


[1] https://www.haw-hamburg.de/studienangebot/studiengaenge-detail/course/courses/show/bibliotheks-und-informationsmanagement/Studieninteressierte/ (letzter Abruf 19.06.2022)

[2] Hier wäre wohl zu beachten, dass ich mich im auslaufenden Jahrgang, also in der Studienordnung vor der Reform befand.